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Von Olympia nach Schottland: Martina Friedlis Abenteuer als Sportphysiotherapeutin

Im August nahm unsere Dozentin Martina Friedli an der Rad-WM in Schottland teil. Aber nicht als Athletin: Zusammen mit drei anderen Physios betreute sie insgesamt 36 Mountainbikerinnen und -biker. Im Interview mit ihr erfährst du, wie Martina zu dieser Gelegenheit kam und welche Erfahrungen sie dabei gesammelt hat.

Was war deine Aufgabe an der Rad-WM?

Die Rad-WM umfasste alle Raddisziplinen. Ich gehörte zu einem Team, das sich um die Mountainbikerinnen und -biker vor Ort kümmerte. Als Physiotherapeutin für Swiss Cycling war ich in Peebles, einem kleinen Ort in der Nähe von Edinburgh tätig und verantwortlich dafür, dass die Athletinnen und Athleten am Wettkampftag ihre bestmögliche Leistung abrufen konnten.

Unsere Hauptaufgaben bestanden darin, Regenerationsbehandlungen durchzuführen und bei Stürzen die notwendige Therapie anzubieten. Die Behandlungen konzentrierten sich vor allem auf die Beinmuskulatur der Velofahrerinnen und Velofahrer, da diese am meisten strapaziert wird. Dabei passten wir die Therapien individuell an, um beispielsweise die Spannung in den Beinen, im Rücken oder im Schultergürtel zu lösen.

Zusätzlich war unser Team dafür verantwortlich sicherzustellen, dass ausreichend Sportgetränke zur Verfügung standen, die Trainings- und Wettkampfverpflegung rund um die Mahlzeiten im Hotel organisiert und weitere Vorkehrungen wie das Bereitstellen von Eisbädern oder ähnlichem getroffen wurden.

Welche Herausforderungen gab es während der WM?

Die Athletinnen und Athleten sind nicht sehr gut in den ersten Trainingstag gestartet. Leider hat sich dort eine Juniorin das Schlüsselbein gebrochen und konnte nicht mehr am Wettkampf teilnehmen. Ebenso bestand nach einem Trainingssturz bei zwei weiteren Juniorinnen ein Verdacht auf eine Gehirnerschütterung, welche sich beide glücklicherweise nicht bestätigten.

Die vielen Stürze am ersten Tag brachten Unruhe in das Team. Hier war es unsere Aufgabe als Physios mit den Trainern zusammen, dass wieder Ruhe einkehrte. Die weiteren Tage verliefen dann ohne nennenswerte Vorfälle.

Wie sah ein Tagesablauf von dir aus an der WM?

Grundsätzlich unterschied sich mein Tagesablauf an Trainings- und Wettkampftagen. Zu Wochenbeginn fanden noch mehr Trainingseinheiten auf der Wettkampfstrecke statt. Diese Zeitfenster konnten wir Physios für organisatorische Dinge nutzen. Am Mittag kamen die Athletinnen von ihren Trainingseinheiten und wurden von uns bis zum Abend behandelt. Abends fand dann jeweils noch eine Teamsitzung statt, um den nächsten Tag zu planen. Die Tage sind zwar lang, aber wenn man aber an einem solchen Event teilnimmt, ist einem das bewusst.

Und die Wettkampftage?

Der Wettkampftag sieht anders aus. Am Morgen verlassen die Physios das Hotel. Wir stellen am Wettkampfplatz das ganze Set-up bereit, sodass die Athletinnen und Athleten nur noch eintreffen und loslegen können. Mit dem Wetter in Schottland war es etwas schwierig, da wir auf alles vorbereitet sein mussten. Während dem Wettkampf wurden wir an verschiedenen Posten eingesetzt, zum Beispiel am Start, im Ziel und in der Verpflegungszone. Nach dem Rennen waren die Regenerationsbehandlungen wieder an der Reihe.

Du warst bereits bei den olympischen Winterspielen in China dabei. Was war an der Rad-WM anders?

Abgesehen vom Wetter, den Temperaturen und den unterschiedlichen Sportarten bestand der Hauptunterschied in der Grösse des Events. Olympia war viel grösser, sehr strikt organisiert und es wurden viele Sicherheitskontrollen durchgeführt. Bei der Rad-WM durften wir die Hotels selbst auswählen und konnten neben den Mahlzeiten im Hotel auch in Supermärkten einkaufen und vor Ort kochen. Bei Olympia war der Prozess dahinter sehr viel komplexer als bei der Rad-WM.

Im Allgemeinen kann man aber sagen, dass ich – egal ob in China oder Schottland, ob Sommer oder Winter – dafür zuständig bin, dass die Sportlerinnen und Sportler am Tag X aus physischer Sicht ihre bestmögliche Performance abliefern können.

Wie kamst du zu so einer Gelegenheit, bei der Rad-WM dabei zu sein?

Ich habe die Grundausbildung als Physiotherapeutin gemacht. Da ich selbst Amateursportlerin war, hat mich der Sportbereich schon immer sehr interessiert. Danach habe ich eine Zusatzausbildung und Weiterbildungen im Bereich der Sportphysiotherapie absolviert.

In der Folge bekam ich die Möglichkeit, als Teamphysiotherapeutin bei Swiss Ski Langlauf und später auch bei Swiss Cycling Athletinnen und Athleten im Training und an Weltcups zu betreuen. Schliesslich war ich zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort und kam zur Gelegenheit bei grösseren Anlässen wie Weltmeisterschaften oder Olympia mitzuwirken.

Zusätzlich habe ich noch einen Master in Physiotherapie Management gemacht und befinde mich momentan in einer Zusatzausbildung im mentalen Bereich – das hilft sicherlich auch, um die Sportler möglichst auf allen Ebenen optimal supporten zu können.

Was war dein persönliches Highlight?

Eine Nachwuchsathletin hatte sehr Mühe mit einer Passage der Strecke, weil sie viele Sportlerinnen gesehen hatte, die dort stürzten. Sie war nicht richtig überzeugt, dass sie diese Stelle überqueren kann, ohne zu stürzen. Durch meine Erfahrung im Mentalcoaching konnte ich ihr während der Physiobehandlung ein paar zusätzliche Tipps geben, wie sie diese Blockade wegbringt. Nach dem Abschlusstraining kam sie mit einem Lächeln auf dem Gesicht zu mir und erzählte, dass es funktioniert hat.

Klar sind an einer WM schlussendlich die Medaillen das Highlight, aber für mich zählen auch solche «kleinen Siege».